Gleitschirmtour - Grimsel - Lauteraar - Gauli - Urbachtal
Finsteraar- und Lauteraarhorn mit Aargletschern
Grimsel - Scheuchzerjoch - Unteraargletscher - Hubelhorn
Gauli - Renfenhorn - Urbachtal
Drei Tage im August 1989
Fotos: Markus Kinch und Hans Schneider
Text: Hans und Mechthild Schneider
Design: Hans Schneider
© 2014 vision57
Kartenausschnitt Swisstopo 1:100'000
1. Tag: Grimselpass - Scheuchzerjoch - Biwakplatz
Der geplante Flug zum Unteraargletscher scheiterte an den Windverhältnissen
2. Tag: Biwakplatz - Lauteraarhütte - Hubelhorn - Gauligletscher - Gaulihütte
Wunderbarer Abendflug über Grienbärgligletscher und Gauligletscher
3. Tag: Gaulihütte - Ränfenhorn - Urbachtal
Ein langer, schöner Flug bringt uns vom Ränfenhorn (3259 m.ü.M.) ins Urbachtal (815 m.ü.M). Wir fliegen über den Ränfengletscher und entlang der Engelhörner und überwinden 2444 Meter Höhenfifferenz.
Legende: weiss = zu Fuss / orange = geplante, aber gescheiterte Flugstrecke / rot = Flugstrecken
Klein gepackt findet der Gleitschirm "Brizair 8" sogar Platz im Rucksack.
Kurz vor Ende der Kaltfront starten wir auf dem Grimselpass. In der kalten, reinen Luft trägt sich das schwere Gepäck leicht.
Eine halbe Stunde später halten wir Ausschau
nach einem Landeplatz auf dem Lauteraargletscher und geniessen die Sonne.
Blick zurück - die Front entfernt sich
Blick voraus - noch fern ist das Oberaarjoch
Blick über den Oberaargletscher zum Oberaarsee
Auch der Führer meint, es sei noch weit zum Scheuchzerjoch.
Zum Glück hat es auf dem Oberaargletscher nur wenig geschneit, so kommen wir gut voran, trotzdem brauchen wir länger als erwartet.
Gletscherspalten auf dem Oberaargletscher
Blick zurück zum Oberaarsee
Blick zum Oberaarjoch
Um 18.00 Uhr sind wir auf dem Scheuchzerjoch. Wie erwartet bläst der Wind von Norden, aber mit 60 km/h zu stark, so dass wir für einen Startversuch etwas absteigen müssen.
Blick zur "Landebahn" auf dem Unteraargletscher
Leider - vielleicht aber zum Glück - wurde Markus Schirm noch vor dem Start vom Wind weggetragen. Mit Hilfe von Eisschrauben, Seil, Steigeisen und Pickel konnten wir ihn aus einer steilen Eisflanke bergen.
Wir verzichteten danach auf einen weiteren Startversuch.
Notbiwak auf dem Tierberggletscher
Kurz nach 20.00 Uhr machten wir uns eilig auf den Abstieg und suchten, einer undeutlichen Spur folgend, einen Weg durch den stark zerschrundeten Gletscher.
Die Nacht kam uns zuvor. So mussten wir ohne geeignetes Material in unseren Gleitschirmen auf dem Gletscher biwakieren.
Morgenlicht nach Biwaknacht
Nach einer kalten, sternklaren Nacht leuchteten die Berge in der milden Morgensonne golden auf.
Auf dem Lauteraargletscher
Zwischen den Moränen des Lauteraargletschers falten wir die zum Biwak gebrauchten Gleitschirme.
Rechts: Lauterargletscher mit Lauteraarhütte im Hintergrund
Im Aufstieg zum Hubelhorn
Wir sehen zurück zum Scheuchzerjoch und zu unserem Biwakplatz am unteren Ende des Tierberggletschers.
Nach der kalten Nacht ist es bereits wieder richtig warm.
Blick zum Grimselsee
Blick zum Lauteraarhorn
Wir erreichen durch tiefen, nassen Neuschnee und nach unerwarteter Kletterei gegen 16.00 Uhr das Hubelhorn.
Startplatz - weit unten der Mattenalpsee und die Gaulihütte
Unsere Rucksäcke liegen bereit zum Gletscherflug - bereits sehen wir Mattenalpsee und Gaulihütte.
Ein leichter Nordwind verspricht trotz des relativ flachen Gletschers gute Startbedingungen.
Rechts: Hienderstock
Beim ersten Versuch, den Schirm hochzuziehen, unterschätze ich die Kraft des Windes und lande unsaft auf dem harten Gletscher. So bekommt auch der Helm seinen Sinn.
Startplatz Hubelhorn
unmittelbar vor dem Start
Bereist der erste Startversuch ist erfolgreich.
Lange segle ich knapp über dem Gletscher dahin.
Gauligletscher mit Landeplatz
Nach dem sanften Aufsetzen auf dem Gauligletscher (Landung gletscheraufwärts) warte ich gespannt auf den Start von Markus.
Mit dem Fernglas beobachte ich, wie mehrere Startversuche scheitern.
Nach einer halben Stunde wechselt Markus den Startort. In einem steilen Firnfeld mit mehr Wind glückt endlich der Start.
Nach einem schönen Gletscherflug kommt auch für Markus die schutzbringende Gaulihütte in erreichbare Nähe.
Gauligletscher
by Markus Kinch
Rechts: Steilstufe des Gauligletschers mit vielen Spalten
Gaulischafe
Von der Chammliegg blicken wir, geborgen in der überwältigenden Bergwelt, nach einem anstrengenden und aufregenden Tag ruhig und dankbar über den Gauligletscher zum Hubelhorn, wo Markus noch vor einer knappen Stunde um seinen Start bangte.
Nach einem schönen Abend in der Gaulihütte mit dem Hüttenwart Hanspeter Kehrli, einem Strahler und einem Handwerker werde ich von des Tages Licht aus schweren Träumen erlöst, so dass wir frischen Muts den Aufstieg zum Ränfenhorn in Angriff nehmen dürfen.
Am Abend, kurz vor Sonnenuntergang und am nächsten Morgen - die Sonne geht über dem Ritzlihorn auf.
Blick zum Hubelhorn
Aufstieg zum Ränfenhorn
Aufstieg zum Ränfenhorn im weichen Schnee
Im Hintergrund das Hangendgletscherhorn
Erst wenn wir ruhig sind wie ein klarer Bergsee, können wir unseren Grund erkennen.
Blick ins Urbachtal mit Glogghüs im Hintergrund
Zum ersten Mal spekulieren wir damit, statt ins Rosenlaui ins Urbachtal zu fliegen.
Die letzten Meter zum Ränfenhorn sind im tiefen Schnee sehr anstrengend.
Unterzuckerung auf dem Gipfel - so erschöpft war ich noch nie und wir haben nichts Süsses zum Wiederaufbau.
Links: Blick in die Nordostwand des Ränfenhorns
Startplatz auf dem Ränfenhorn mit Dossenhorn und Engelhörnern
Wider alle Erwartungen wird ein Start vom Gipfel möglich.
Leichter Nordwind - Start gegen Nordwesten - unmittelbar nach dem Start Rechtskurve in die Nordostwand.
In einem viertelstündigen Flug segeln wir über wilde Gletscher, tiefe Schluchten und rauschende Bäche entlang den Engelhörnern ins über 2400 Meter tiefer gelegene Urbachtal.
Flug über Ränfengletscher - rechts unten das Urbachtal
Schwarze Dossen und Engelhörner
Vor der Nordostwand über dem Ränfengletscher
Blick auf Engelhornmassiv
und Schrätteren mit Gaulihüttenweg
Im Windschatten der Engelhörner fliegen wir talauswärts.
Beim Landeanflug sinkt die Vorwärtsgeschwindigkeit im starken Talwind massiv.
Markus fliegt als zweiter ca. ein Kilometer weiter als ich. So kann er aus grosser Höhe meinen Landeplatz fotografieren (links neben den beiden Hütten).
Auch Markus ist glücklich gelandet.
Blick zurück zum Ränfenhorn
Abkühlung im Urbachwasser
und Erholung zu Hause
Der Film "Berge im Kopf" von Matthias Affolter motivierte mich, wieder einmal in den Aufzeichnungen eigener Berggeschichten zu stöbern. Mit Begeisterung betrachtete ich die Fotos der Gleitschirmtour, die Markus und ich vor 25 Jahren zusammen unternommen haben. Sie gehört wohl zu meinen grössten Bergabenteuern.
Zur Zeit liegen für mich keine grossen Bergtouren drin. Aber beim Digitalisieren der Fotos, die bereits etwas Staub angesetzt hatten, und dem anschliessenden Gestalten dieses Webbüchleins konnte ich richtig schön in Erinnerungen schwelgen.
Bern, 12. August 2014, Hans Schneider
Film von Matthias Affolter "Berge im Kopf"